Im Sondierungspapier wurde von einer Bürgerversicherung abgesehen und es wird bei den 2 Systemen Gesetzliche Krankenversicherung und Private Krankenversicherung für die nächste Legislaturperiode bleiben.
Gesundheit ist Luxus. Das ist uns in den letzten Monaten sicher bewusster geworden als zuvor.
Dabei geht es nicht nur um den Ernstfall, sondern auch um die kleinen Zipperlein im Alltag: Brille, Zahnersatz, Hörgerät, Vorsorgeuntersuchungen, Alternative Heilmethoden wie z.B. Heilpraktiker, Osteopath oder die Massage wegen Verspannung im Homeoffice am Esstisch statt am ergonomischen Schreibtisch im Büro.
Private Kranken-Zusatzversicherungen können den Geldbeutel entlasten. Anders als andere Versicherungen ist der Leistungsfall "vorgesehen". Die finanzielle Absicherung ist nicht nur für einen eventuellen Fall da, sondern eine einkalkulierte Leistung. Auch können Krankenversicherungen einen nicht kündigen, weil der Leistungsfall eingetreten ist.
Daher bietet es sich an, einfach mal durchzukalkulieren:
- 15€ mtl. Beitrag 14 Monate Mindestlaufzeit 400€ Brillenleistung
- 30€ mtl. Beitrag für 100% Zahnersatz, bei Vorversicherung keine Wartezeit und keine Zahnstaffel - bereits fehlende Zähne versicherbar
- 10€ mtl. Beitrag, 3 Monate Wartezeit 500€ Budget für Heilpraktiker, Osteopath oder Massage; im 2. Jahr 1000€ im 3. Jahr 2000€.
- Budgettarife decken auch Vorsorgeuntersuchungen und privatärztliche Behandlungen ab. Der Vorsorgeplan der gesetzlichen Krankenkassen biete Frauen kostenfreie Vorsorge-Checks zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (ab 20 Jahren), von Brustkrebs, (ab 30), von Hautkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen (ab 35) und von Darmkrebs (ab 50) an. Mittlerweile nur noch alle 3 Jahre statt früher 2. Männer erhalten Vorsorge-Checks zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen (ab 35 Jahren), von Hautkrebs (ebenfalls ab 35 Jahren), von Darmkrebs (ab 50) und im Rentenalter von Bauchaortenaneurysmen (ab 65). Alle Untersuchungen zu einem früheren Alter oder öfters als alle 3 Jahre sind selbst zu bezahlen.
- Der 1-Bett Zimmerzuschlag für Selbstzahler beträgt 175€ am Tag. Dies relativiert die etwas teureren Zusatztarife für den stationären Bereich. Wer sagt, ich finde Gesellschaft im Zimmer ganz nett, kann sich eine Absicherung auch "nur" für die Behandlung nach einem Unfall oder bei einer schweren Erkrankung einkaufen. Da liegen die Beiträge bei 5-6€ mtl. Kinder sind für 6€ komplett versicherbar inkl. Rooming-In Leistung für die Eltern.
Wer diese Leistungen auch jetzt schon in Anspruch nimmt, kann durch eine Zusatzversicherung richtig Geld sparen.
Der Gesetzgeber unterstützt dies auch im Rahmen der Betrieblichen Krankenversicherung. Ein Stück zurück in die Mitte des 18. Jahrhunderts, als Arbeitgeber mit den ersten Betrieblichen Krankenversicherungen den Mitarbeitern zu verläßlichem Gesundheitsschutz verholfen haben. Die übernommenen Versicherungsbeiträge sind steuerfrei und werden von 44€ mtl. pro Mitarbeiter in 2022 auf 50€ erhöht. Die Tarife sind ohne Gesundheitsangaben und damit auch eine Möglichkeit, die manche/r privat nicht hat.
Welche Änderungen kommen in 2022?
Die alte Regierung hatte sich noch vor der Bundestagswahl auf eine Pflegereform geeinigt. Unter anderem wird der Beitrag für Kinderlose ab dem vollendeten 23. Lebensjahr in der Gesetzlichen Pflegeversicherung von 0,25%-Punkte des Bruttogehalts um 0,1% auf 0,35% angehoben.
Schon seit dem 1. Oktober 2021 müssen behandelnde Ärzte Krankmeldungen digital an die Krankenkassen übermitteln. Ab dem 1. Juli 2022 stellen die Kassen die von den Vertragsärzten elektronisch übermittelten Krankmeldungen den Arbeitgebern ebenfalls digital zur Verfügung. Der "gelbe Schein" auf Papier wird damit Stück für Stück digitalisiert. Komplett verschwinden wird er aber nicht: Die Verpflichtung, dem Versicherten eine Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit auszuhändigen, bleibt für die Ärzte bestehen.
Der Beitrag Krankenversicherung wird steigen. Die ersten Schreiben der Privaten Krankenversicherungen sind schon an die Versicherten verschickt worden. Die Erhöhungen sind jedoch moderat.
In der Gesetzlichen Krankenversicherung kann es zu einem deutlich größeren Sprung kommen als jeweils die durchschnittlichen 0,2%-Punkte in den letzten zwei Jahren. In 2021 beläuft sich der Bundeszuschuss auf 14,5 Milliarden Euro. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte diesen 2022 um 12,5 Milliarden Euro erhöhen. Allerdings hat er das Budget nicht erhalten sondern nur einen Zuschuss von 7 Milliarden Euro. Die Differenz kann zu einem Anstieg um durchschnittlich 0,8%-Punkten führen.
Die Jahresarbeitsentgeltgrenze 2022 bis zu der Arbeitnehmer in der Gesetzlichen Krankeversicherung versichert bleiben müssen wird voraussichtlich nicht angepasst und soll unverändert bei 64.350€ liegen. Arbeitnehmer die mit dem Jahreseinkommen 2021 über die Verdiensgrenze kommen (durch Gehaltserhöhung, Beförderung o.ä.) erhalten im Januar eine Mitteilung der Krankenversicherung durch den Arbeitgeber, dass sie Freiwilliges Mitglied sind. Mit dieser Information ist der Wechsel in die Private Krankenversicherung möglich. Entweder bis 28.02. durch Sonderkündigung rückwirkend zum Statuswechsel 1.1. oder mit Einhaltung der regulären Kündigungsfrist von 2 Monaten.
Ihre Angelika Breyer